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Formatierung angepasst

(Erfahrungsberichte von Umsteigern)

Daniel

Tag 1

22:40 Eben habe ich es getan. Neo2 ist das alleinige Layout auf meinem Rechner und dieser Text der erste Versuch damit klar zu kommen. Nachdem ich gelesen habe was für ein Dreck Qwertz ist, und ich die Sache mit den Sonderzeichen in den Ebenen gesehen habe, war klar: das lerne ich. Diesem Tipp (http://michael.stapelberg.de/Artikel/Neo_Kinesis) folgend habe ich auch gleich das Kinesis Advantage (http://michael.stapelberg.de/Galerie/Kinesis/) geordert. Wenn ich schon alles neu lernen muss, dann will ich auch gleich 10 Finger schreiben lernen.

KTouch ist nichts für mich. Dabei verlier ich schnell die Lust und Motivation. Meine einzige Chance ist mich zu zwingen und ins kalte Wasser zu springen.

23:32 Wow! Fast eine Stunde für die paar Zeilen. Klar: Ich suche mir jeden Buchstaben mühsam zusammen, aber ein Paar Dinge kann ich schon schon sagen: Oft verwendete Silben tippen sich nach einigen Minuten erstaunlich einfach. ch beispielsweise macht richtig Spaß. Ich bin überrascht, wie viele Buchstaben ich mir schon schon gemerkt habe. Das wichtigste jedoch: Mein brennender Hass auf die CapsLock-Taste, der 27 Jahre lang mein Leben beherrschte … was soll ich sagen? Wie weggeblasen. Ich mag meine CapsLock-Taste :)

00:03 Das ist mal strange: Mein Gehirn merkt sich Muster. Wenn ich versuche mich zu erinnern wo ein Buchstabe liegt, dann fallen mir Silben ein, in dem er vorkommt zusammen mit dem Muster das beim verbinden der Buchstaben entstünde. Erstaunlicherweise ist dieses in meinem Kopf mit den Buchstaben aus Qwertz beschriftet. Das ausgedruckte Layout brauche ich nur noch selten anzuschauen.

00:11 Unfassbar wie wenig sich meine Finger bewegen. Klar liegt das auch daran, das ich mich zwinge jeden Buchstaben mit dem richtigem Finger zu tippen. Trotzdem ist es offensichtlich dass sich unglaublich viel in der HomeRow abspielt. Was mir noch auffällt: Es kommt so gut wie nie vor, dass ein Finger, der gerade dran ist, irgendwie beschäftigt ist.

00:15 ‘ein‘ ist mein neues Lieblingswort.

So, ich versuche mich jetzt mal in der Console (Notiz an mich selbst: Layout nach Tilde und Pipe durchsuchen).

Ich werde hier immer mal berichten, wie es mir so (auch ein super Wort) ergeht.

Tag 2

14:00 Die Hürde des Tages: Passwörter! Tippen geht schon einigermaßen. Bei normalem Text schaffe ich etwa 45 Anschläge, in Sourcecode etwa 5 mehr. Sofort in Fleisch und Blut übergegangen sind der neue Ziffernblock und Enter.

20:00 Jetzt habe ich KTouch doch gestartet. Und zwar mit der 10000-Wörter-Lektion; das erschien mir weniger langweilig als blöde Kolonnen. Als Limit zum weiterkommen habe ich 90 Anschläge gewählt, und bin bei Level 20 angekommen. Total faszinierend: Früher hatte ich für fast alle Wörter ein Tippmuster im Kopf, jetzt betrachte ich die einzelnen Silben und merke mir für diese Muster.

Eigentlich wollte ich auf der Arbeit erst einmal auf Qwertz bleiben, aber das scheidet definitiv aus. Ich schreibe zwar langsam, aber es fühlt sich einfach richtig an; so als würde ich Wörter zum ersten mal so schreiben, wie sie gedacht sind. Momentan habe ich nichts Eiliges zu tippen, also ziehe ich gleich komplett um. Ich hoffe ich bekomme keine Probleme mit virtuellen Maschinen oder remote desktops.

Ich bin jetzt weniger als 24 Stunden dabei, aber bereits restlos überzeugt. Es ist einfach unglaublich wie wenig sich die Hände bewegen. Geradezu unfassbar ist, wie leicht man sich die Buchstaben merken kann. Der absolute Oberhammer ist Mod4. Ich hab fürs erste 10er-Block und Navigationstasten aus der Tastatur gehebelt, um gar nicht in Versuchung zu kommen was anderes zu nutzen.

Tag 3

Richtig doof: CapsLock und Mod4 gehen nicht in remote desktops. Das gute daran: So wurde ich mal gezwungen mir remote powershell sessions anzusehen.

SQL geht schon ganz gut von der Hand. E-Mails dauern, ist aber kein Beinbruch. Für Jabber habe ich dann doch einmal zurück geschaltet, weils eilig war. Mittlerweile kenne ich alle Buchstaben, Klammern und was ich sonst so brauche. Ich würde sagen, der Anfang ist gemacht. Jetzt muss das ganze nur noch in Fleisch und Blut übergehen.

Ganz komisches Gefühl übrigens zwischendurch Qwertz zu schreiben. Einerseits ganz großartig schnell zu tippen, aber irgendwie trotzdem umständlich.

Eine Woche

8 Tage bin ich nun dabei und das gröbste ist überwunden. Es gibt Phasen, da tippe ich einfach, was ich gerade im Kopf habe, ohne darüber nachzudenken; dann gibt es allerdings auch Momente, in denen ich einfach nicht weiß, welcher Buchstabe als nächstes dran ist. Das Problem ist nicht die Position, sondern das ich mitten im Wort vergesse, wie viel davon schon getippt wurde. Ich habe ja zusammen mit Neo auch 10-Finger-Schreiben gelernt und bin nicht sicher ob das die Sache leichter oder schwerer gemacht hat. Beim Lernen des Layouts hilft es, das jedem Buchstaben genau ein Finger zugeordnet ist. Es ist aber gerade am Anfang schwierig auf zwei neue Dinge gleichzeitig zu achten.

Diesen Text schreibe ich mit 125 Anschlägen und das ich das so genau weiß, führt mich zu einer kleinen Geschichte. Um die Sonderzeichen zu üben wollte ich irgendetwas kleines programmieren. Ich entschied mich für eine Miniapp, die einfach alle Tastendrücke systemweit zählt und die Tippgeschwindigkeit in einem Fenster anzeigt. Merkwürdigerweise waren die ermittelten Werte viel zu hoch. Bei genauerem Hinsehen waren sie genau doppelt so hoch wie sie sein sollten. An dieser Stelle muss ich erwähnen, das ich dieses Autohotkey-Script benutze (mit dem Treiber geht bei mir Ebene4 nicht). Beim debuggen des Hooks habe ich dann gesehen, das ich alle Keys erst als Qwertz, und danach als Neo sehe ;) Falls jemand wissen sollte, wie tief man einen Hook vergraben muss um wirklich auf Tastaturebene zu sein … bitte hier rein Posten.

Abschließen möchte ich diesen kleinen Erfahrungsbericht mit den wichtigsten Erkenntnissen aus einer Woche:

  • Neo lernt sich leicht. Klar gehört Üben dazu, aber ich hatte es mir sehr viel schwerer vorgestellt.
  • KTouch hilft. Anfangs hatte ich das nicht gedacht, aber die 10000-Wörter-Lektion kann ich nur empfehlen. Man übt häufig vorkommende Worte, thematisch sortiert. Ich habe dabei sehr schön erkannt, welche Tastenfolgen oft vorkommen.
  • Man tippt ruhiger. Die neue Fingerhaltung trägt sicher dazu bei, aber es passiert einfach viel weniger mit den Händen.
  • Es ist angenehm. Die Worte gehen viel leichter von der Hand. Man erkennt die Optimierung der Bi-/Trigramme deutlich.
  • Ich wechsel nicht zurück. Ein neues, noch besseres Layout jederzeit, aber Qwertz sieht mich nicht wieder.

10 Monate

Jetzt ist es passiert. Also nicht wirklich genau jetzt. Ich weiss nicht einmal genau wann ich den Punkt erreichte, aber es ist super. Tippen funktioniert einfach vollkommen automatisch. Ich verschwende keinerlei Gedanken mehr an das eigentliche Fingerbewegen. Ich vermute der grösste Teil der Credits gebührt dem Blindschreiben, das ich vorher mit QWERTZ nicht konnte. Ich habe mich aber bei blind schreibenden Kollegen erkundigt was die so aus dem Tritt bringt und da geht es oft um die 4. Reihe. Ich benutze die vieleicht mal für ein paar nette ¹³³›‹¢¥ aber gewöhnlich reichen mir die drei Hauptreihen. Das werte ich mal ganz klar als NEO Vorteil.

Schneller bin ich auch geworden. Ganz klar. Viel schneller als mit QWERTZ. Die ersten 4 Wochen hab ich gemerkt wie ich immer sicherer wurde. Lange konnte ich nicht richtig schreiben, wenn mir Leute zugesehen haben. Das hat sich mit der Zeit gegeben. Irgendwann war ich so schnell wie früher und das blieb auch so. In den letzten 3 Monaten gab es dann noch einmal einen richtigen Kick. Ich kann mir das nicht erklären, aber ich habe nicht mehr das Gefühl schneller denken als tippen zu können. Das war nie geplant, nie mein Ziel. Ich wusste gar nicht wie sich das anfühlt, wenn die Finger einfach tippen ohne das ich das bewust merke.

Noch ein Tip an neue oder potentielle Windows Tipper: Wenn ihr mit Eurem Computer mehr als Internet, Office und Spiele machen müsst, dann nehmt auf Eurem Arbeitsrechner den nativen Treiber. Das Autohotkey Script ist zwar ein beeindruckendes Beispiel von Softwarearchitektur, hat aber gravierende Nachteile:

  • In Textboxen, die vor Keyloggern geschützt sind, funktioniert es (natürlich) nicht. Da dies meist Passwort Eingaben betrifft, wo man ja nicht sieht was man tippt ist es extrem frustrierend nicht zu wissen ob man sich vertippt hat, oder in eben dieser Box qwertz schreiben muss.
  • Gleiches gilt, wenn man den Sicherheitscontext wechselt und beispielsweise eine Admin console öffnet.
  • Es ist ein Albtraum mit virtuellen Maschinen (egal ob Windows oder Linux) oder remote Desktops zu arbeiten. Ganz zu schweigen von virtuellen Maschinen, in denen man remote Desktops bedient. Es gibt meist eine Kombination aus deaktiviere neo hier, aktiviere es da aber man hat ständig Ärger und es hält einfach auf. Nicht tun. Einfach auf jeder Maschine Neo als nativen Treiber installieren und fürs eigene Profil aktivieren, dann geht alles einfach durch. Man kann sogar auf den Windows Maschinen das ahk Zusatzscript laufen lasser, ohne das die sich in die Quere kommen.

Zusammengefasst

Hail to Blindschreiben.

Horai to Neo2!

Danke für die Ebenen, ich liebe das Layout.


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