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Formatierung angepasst

(Erfahrungsberichte von Umsteigern)

Jan

Also hier auch mein Erfahrungsbericht. Meine Keyboard-Biografie gestaltete sich wie folgt: Aus Langeweile habe ich mit acht Jahren aus so einem „Do It Yourself“-Buch auf der schweren Schreibmaschine meiner Eltern QWERTZ gelernt und seit ich Computer bediene praktisch schon immer mit diesem Layout geschrieben. Und eigentlich konnte ich das auch ganz gut: ohne irgendeine Anstrengung bin ich recht fehlerfrei auf so ca. 300 Anschläge gekommen. Vor allem konnte ich gedanklich das Formulieren des Textes und das Schreiben auf der Tastatur trennen.

Da mir aber so vor vier Monaten während meiner Diplomarbeit ein bisschen langweilig wurde, hab ich mal ein bisschen im Internet gesurft und bin dabei zuerst über DVORAK gestolpert und dachte mir „das kannst Du ja aus Jux und Dollerei mal ein bisschen lernen“. Nachdem ich aber gemerkt habe, dass das auch nicht so wirklich taugt, habe ich mich auf die Suche nach einem noch besseren Tastatur-Layout begeben und bin dabei natürlich sofort über Neo gestolpert. Vor allem die fünfte und sechste Ebene haben mich mit ihrem Mathe-Layout aufgrund meiner Diplom-Arbeit sofort begeistert.

Also hab ich sofort komplett auf Neo umgestellt … und mir erstmal einen riesigen Knoten ins Hirn gemacht. Nichts ging mehr und ich musste immer angestrengt überlegen, wo jetzt welcher Buchstabe ist und wenn ich einmal das Gefühl hatte, ich weiß auf Anhieb, wo ein Buchstabe liegt, dann war es doch nur wieder der QWERTZ-Buchstabe. Aber nach ein paar Tagen hatte ich zumindest für die Grundlinie schon ein einigermaßen gutes Gefühl, aber vom flüssig schreiben war ich doch noch meilenweit entfernt. Also hab ich schön fleißig mit „KTouch” geübt und nach drei Wochen kam ich bei http://schnell-schreiben.de/stv2/ auch schon auf 300 Anschläge (was aber meiner Meinung nach nicht viel darüber aussagt, wie gut mein wirklich *schreiben* kann); immerhin. Das Denken vom Tippen zu trennen habe ich aber trotzdem immer noch nicht hinbekommen, aber in der folgenden Zeit habe ich nicht weiter speziell das Tippen mit „KTouch” o.ä. trainiert. Inzwischen benutze ich Neo nun schon vier Monate so langsam kann ich glaube ich behaupten, recht flüssig zu schreiben. Das Denken vom Tippen zu trennen, schaffe ich inzwischen auch, auch wenn dies dadurch gestört wird, dass ich mich dann überdurchschnittlich oft vertippe. Was mir besonders zu schaffen macht ist, dass ich zwar bei jedem Buchstaben weiß, auf welchem Finger er liegt, aber leider oft nicht, ob auf der rechten Hand oder der linken, was vor allem bei dem „B“ immer zu Verschreibern führt. Außerdem bilde ich mir ein, zu merken, dass meine rechte Hand es kaum gewohnt ist zu tippen: das doch recht wichtige „D“ konnte ich am Anfang kaum anständig tippen und habe es zudem immer mit dem Ringfinger und dem „T“ verwechselt, was mir heute immer noch passiert.

Was mir an Neo gefällt:

  • man kann echte Abostrophen, Gedankenstriche, etc. machen
  • die dritte Ebene ist einfach genial
  • auf dem Laptop habe ich einen Ziffernblock ohne diese blöde „Fn”-Taste benutzen zu müssen
  • das Schreiben ist einfach angenehm

Was mir nicht gefällt/mich stört:

  • auch nach vier Monaten kann ich noch nicht so schnell und fehlerfrei schreiben wie mit QWERTZ
  • manche Kombinationen sind ziemlich unkommod zu tippen, wie z.B. „ui“, „iu“ und „dt“ (eigentlich müsste dieses Problem bei QWERTZ mit „sa“ und „as“ auch bestehen, da ist es mir aber nie aufgefallen …)
  • Emacs kann kein UTF8 und deswegen habe ich von der fünften und sechsten Ebene recht wenig.
  • Die Mathe-Quantoren auf dem Ziffernblock funktionieren kaum so, wie sie sollen.
  • Es keine Neo-Tastatur gibt und ich vor allem bei Shortcuts gerne sehe, was ich drücke. Inzwischen denke ich z.B., dass Einfügen auf Strg + W liegt, weil es eben so auf der Tastatur steht und das stört mich.
  • Ein häufiges Wechseln von Shift und Mod3-Taste ist unmöglich, irgendwann komme ich immer durcheinander.
  • QWERTZ habe ich inzwischen völlig verlernt, hoffe aber, dass wenn ich es irgendwann wieder eine längere Zeit ununterbrochen nutze, es doch wieder „zu können“

Alles in allem gefällt mir Neo aber sehr gut und ich werde wohl erstmal weiter damit fahren, vor allem, weil ich jetzt die Zeichen schreiben kann, die ich schreiben will und weil ich frohen Mutes bin, dass sich die Sachen, die mich an Neo immer noch nerven, sich im Laufe der Zeit von selbst lösen werden.

Nach einem Jahr

Inzwischen tippe ich jetzt schon ein Jahr ausschließlich mit Neo. Sobald ich gezwungen bin, auf QWERTZ zu schreiben, verzweifele ich völlig. Ab und zu erwische ich mich auch noch dabei, dass ich Wortanfänge oder solch eingefahrene Sachen wie „www“ oder „.de“ nach QWERTZ schreiben will. Alles in allem kann ich aber inzwischen ziemlich gut mit Neo schreiben, auch wenn das Formulieren und gleichzeitige Schreiben von Text nur mit einer erhöhten Zahl von Rechtschreibfehlern möglich ist und nicht so gut funktioniert wie nach 15 Jahren QWERTZ. Meinen Tippgeschwindigkeit ist dabei immer besser geworden. Und ich hoffe, dass ich in einem Jahr ungefähr genauso gut mit Neo Prosa schreiben kann, wie ich es mit QWERTZ konnte. Dinge, die ich nie mehr missen will, sind dafür die dritte und vierte (diese besonders auf meinem Notebook) Ebene. Was mich jedoch immer noch stört, ist die Verbugtheit von Neo in manchen Distributionen. Fazit: langsam fühlt es sich richtig gut mit Neo an (und besser als mit QWERTZ). Hätte ich jedoch nicht soviel Zeit, würde ich jedem empfehlen, der mit QWERTZ und 10 Fingern richtig gut ist, nur die Ebenen 3 — 6 von Neo zu übernehmen, da der Knoten, den ich mir durch das Umgewöhnen ins Hirn gemacht haben, sich doch nur ziemlich langsam auflöst.

Nebenbei: mir kam der kühne Gedanke, dass Klavier lernen bestimmt so ähnlich ist, wie ein neues Tastatur-Layout zu lernen. Das heißt, wenn man sein Hirn in der Jugend durch Erlernen anderer Tastatur-Layouts flexibel hält, dann hat man vielleicht auch noch in fortgeschrittenem Alter die Fähigkeit, einmal das Klavierspielen zu erlernen. Das hoffe ich zumindest für mich :P


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