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Historisches – oder: Wie alles begann
Die meisten von Ihnen haben vor sich eine sogenannte QWERTZ-Tastatur liegen, auf der Sie schreiben und der Meinung sind, diese Tastatur wäre gut so und hätte sich irgendwie nach ergonomischen Gesichtspunkten entwickelt. Falsch.
QWERTZ
Das QWERT-Tastaturlayout wurde 1870 von Christopher Sholes (DVzine) konstruiert, um ein Verhaken der Typenhebel beim schnellen Schreiben auf mechanischen, frühen Schreibmaschinen zu vermeiden. Die wenigen bis dahin existierenden Schreibmaschinen hatten überwiegend eine alphabetische Anordnung der Buchstaben. Eine alternative Erklärung für das QWERT-Layout ist, dass die Tasten so angeordnet wurden, dass man „TYPEWRITER“ auf der oberen Zeile tippen konnte.
Heute gibt es mehrere leicht veränderte Varianten der QWERT-Tastatur: Von der englischen QWERTY- zur deutschen QWERTZ-Tastatur wurden y und z vertauscht und ä, ö, ü und ß können direkt eingegeben werden, dafür sind einige Zeichen, wie /\[]{}, schlechter erreichbar. Ähnliche Änderungen wurden auch für die französische AZERTY- und andere lokalisierte Varianten eingeführt.
Weitreichendere Änderungen, die zu größeren Vorteilen führen könnten, haben sich bislang aber noch nicht durchsetzen können. Dabei sind einige ergonomische Ansätze zur Layout-Gestaltung fast so alt wie QWERT. Schon Sholes selbst soll ein besseres Layout vorgeschlagen haben, nachdem er eine Schreibmaschine entwickelt hatte, welche Federrückzüge hatte, wodurch sich die Typen nicht mehr so schnell verhakten. Allerdings wurde von Remington, dem Hersteller seiner Schreibmaschinen, nur das Prinzip mit den Federrückzügen übernommen, das Layout nicht.
Ergonomische Tastaturen vor Neo
Teodor Galabov, ein bulgarischer Stenograph, veröffentlichte im Oktober 1907 eine an die bulgarische Sprache angepasste, ergonomische Tastaturbelegung, die bis in die 1980er Jahre noch nahezu unverändert in Bulgarien als Standardbelegung verwendet wurde. Weitere Infos gibt es hier (pdf).
1932 ließ sich Dr. Auguste Dvorak von Galabovs Arbeit inspirieren, ein eigenes, auf die englische Sprache zugeschnittenes Tastaturlayout zu entwerfen. Dieses war nachweislich leichter zu bedienen als QWERT, mit deutlich weniger Anstrengung und Risiko auf Sehnenscheidenentzündung zu schreiben, und leicht erlernbar. Von der Dvorak-Tastatur gibt es mehrere Varianten, die auf verschiedene andere Sprachen angepasst wurden, für das Deutsche gleich zwei verschiedene: Typ I (oder 2002) und Typ II (siehe die Seite von Conitzer. In vielen Computern/Betriebssystemen ist das Dvorak-Tastaturlayout bereits implementiert, man braucht es nur zu aktivieren (Mac, Linux, Windows, …), doch bis zum heutigen Tag wird es nur relativ wenig verwendet. Weitere Infos auf WP
Meier schrieb 1967 einen Aufsatz über ein „europäisches“ Layout. Dieses sollte Platzhalter für länderspezifische Sonderzeichen enthalten. (Helmut Meier; Georg Olms Verlagsbuchhandlung, Hildesheim; 1967)
de-ergo (2003) ist eine eigenständige, für die deutsche Sprache entwickelte Belegung, die auf den Untersuchungen von E. Meier basiert. Für weitere Infos, siehe Hartmut Goebel.
Neo1.0
2004 beschloss Hanno Behrens, dass keine der verfügbaren Tastaturbelegungen seinen Vorstellungen entsprach: Sie folgten nicht den im Einführungskapitel genannten Paradigmen, waren auf fremde Sprachräume oder nicht hinreichend oder gar nach veralteten Erkenntnissen der Ergonomie optimiert. Also entwickelte er Version 1 des Neo-Layouts.
Als Vorlage dienten Hanno hauptsächlich die Arbeiten von de-ergo und von Meier. Er stellte dazu Statistiken auf, welche Bi-/Trigramme etc. schlecht sind, wie oft man welchen Finger benutzt usw. (Link zu seiner Seite?). Zur Vermeidung von Kollision erstellte er zwar keine Statistiken, versuchte jedoch, diese mit „nachdenken“ und „scharf hinsehen“ zu vermeiden. Er war sich bewusst, dass ein computererechnetes Layout besser sein kann, aber er hatte den Anspruch, dass sein Layout auch „schön“ sein solle, z.B. sollten die Vokale nicht auseinandergerissen werden, verschiedener Sachen sollten logisch gruppiert sein etc. Das hätte man natürlich auch alles als Bedingungen für eine Computersimulation eingeben können, ist aber sicher nicht trivial…
Falls sich jemand fragt, warum er das tat, der Versuch einer Erklärung: Hanno ist freiberuflich und macht die Projekte, auf die er Lust hat. Auf jeden Fall steckt er auch mal einfach so nen Monat Zeit in irgendwas, was ihn interessiert, wenn er gerade kein anderes Projekt hat. So war es im Prinzip beim Tastaturlayout. Er wollte ein Layout nur für Deutsch machen, was es so noch nicht gab. Er nahm sich die bestehenden Erkenntnisse, bastelte diese zusammen, setzte eine Webseite auf, auf der er plausibel erklärte, warum sein Layout besser ist als die anderen und verkündete dies auf der de-ergo Mailingliste. Die Webseite wurde dann oft zitiert und verlinkt, wodurch das Layout bekannt wurde.
Neo1.1
Benjamin Kellermann interessierte sich damals ebenfalls für Layouts, und wurde über die de-ergo-Liste auf Neo aufmerksam. Er machte Verbesserungsvorschläge, und als Hannos Server ausfiel, bot Ben ihm seinen an. Dort bauten sie eine Infrastruktur mit Wiki und svn auf. Da Ben störte, dass die Sonderzeichen gar nicht berücksichtigt wurden, entwickelten Ben und Akousti eine dritte Ebene, die dann als Version 1.1 in die Geschichte einging. Diese Version berücksichtigte jedoch nur häufige Buchstaben und öffnete den Entwicklern die Augen, dass auf der 3. Ebene Bigramme deutlich wichtiger sind als auf anderen Ebenen. Das war dann wohl der Anstoß zu Neo2...
Neo2
Resultat war, dass ein halbes Jahr später die 3. Ebene wieder komplett verworfen wurde und Ben einen neuen Vorschlag für diese Ebene machte. In mehreren IRC-Sessions wurde dieser Vorschlag diskutiert und es wurden daran noch ein paar Verbesserungen gemacht. Ben schlug dann auch die Pfeiltasten und den Ziffernblock auf einer weiteren Ebene vor (heute Ebene 4), sowie die Verlagerung von griechischen und Mathezeichen auf schlechter erreichbare Ebenen (heute 5 und 6), was von der Community angenommen wurde. Später fand sich dann eine größere Gruppe von Leuten, die die Zeichenvielfalt von NEO gut fanden. Diese nahmen die Ebenen 4–6 wieder komplett auseinander und belegten auch einige Plätze auf der 3. Ebene neu. Zu nennen sind hier besonders Pascal und Erik, aber auch viele andere.
Hanno hat sich fast vollständig aus dem „Geschäft“ zurückgezogen. Ben hat anfangs noch viel mit diskutiert, sich inzwischen aber ebenfalls von den Diskussionen zurückgezogen. Die Infrastruktur stellt er jedoch weiterhin größtenteils. Die Mailingliste ist zwar noch bei Daniel, soll aber bald auch zu Ben umziehen. Die Domain wird von Falk bezahlt. Neo2 soll seit mehr als 2 Jahren „in naher Zukunft“ veröffentlicht werden, die Zeichen mehren sich jedoch, dass dieser Zeitpunkt tatsächlich näher rückt (siehe Roadmap).
Neo3
Von Neo1 zu Neo2 blieb die Anordnung der Buchstaben fast unverändert. Einige Personen aus der Entwicklergemeinde sehen jedoch noch großes Potential zu Verbesserungen und wollen mit Computerhilfe ein noch besseres Layout erstellen. Diese grundlegend überarbeitete Version Neo3 wird vermutlich auf den höheren Ebenen Neo2 recht ähnlich bleiben. Dies ist bislang jedoch nur ein Plan für die Zukunft, so dass Neo2 momentan als Endbenutzer-Version betrachtet werden sollte.